1968, Galerie Strecker

Beitrag von Heinz 0hff, Juni 1968 im Berliner Tagesspiegel anlässlich der Eröffnung der Ausstellung in der Galerie Strecker, Knesebeckstrasse, Berlin

 

Körperhaftes / Jonas dangschat in der Galerie Strecker

Als inmitten einer nahezu totalen Abstraktion, während der fünfziger Jahre, auf den abstrakten Bildern wieder die ersten Hinweise auf Körperformen erschienen, nannte man es: „Neue Figuration".  Das Kind musste einen Namen haben. Inzwischen  ist das Figurative, das Gegenständliche, Realistische in vielerlei Formen wieder auf der buchstäblich zu nehmenden Bildfläche erschienen und gründlich nach allen Seiten hin durchexperimentiert worden. An kompakter,  zerflossener,  phantastischer, plakativ-nüchterner, an photographischer, surreal erträumter  oder  expressiv gestalteter Körperlichkeit herrscht kein Mangel mehr.

 

Jonas Dangschat, 1935 in Luckenwalde geboren, der in Dresden, München und in Berlin (bei Peter Janssen) studiert hat, nimmt da noch einen Standpunkt ein, der der frühen ,,Neuen Figuration“ ähnlicher ist als allem, was damals Pop, Neo-Realismus oder phantastischer Realismus gefolgt ist. 

 

Es geht Dangschat,  der unter seinem Vornamen Jonas firmiert,  um das Körperliche, das sich nicht  als Abbild gibt, sondern das gleichsam aus der malerischen Aktion ersteht. Seine Bilder zeigen Torsi,  wie sie nur der Schwung des Pinsels, eines sehr raffinierten Pinsels, der auch das Setzen von „Glanzlichtern“ nicht verschmäht, erschaffen kann. Schlemmer und - merkwürdigerweise - Trier mit seinen Doppelformen scheinen die unmittelbaren Vorgänger.  

 

Denn die Komposition richtet sich (Schlemmer) nach räumlichen Konzeptionen und die entstehenden menschlichen Körperformen sind (Trier) zwiegeteilt, sie können geschaffen sein, indem beide Hände nach links und rechts die gleichen Bewegung  machten, aus deren farblicher Hinterlassenschaft sich die körperlichen Assoziationen dann ergaben.

 

Das ist, in Technik wie Wirkung, durchaus eigenständig, auch wenn nicht alle Bilder gleich gut gelungen sind und man abwarten muss, was sich aus dieser zugleich engen und ungemein individualistischen Malweise weiter entwickeln kann. Möglichkeiten sind da - Jonas Dangschat scheint einer jener Einzelgänger, die, Schicksal jeder bewussten Vereinzelung, entweder nichts erreichen oder aber alles.

 

Da es sich um die erste Einzelausstellung des 33-jährigen handelt, sind Prophezeiungen nicht am Platz. Großes Interesse sollte diese Ausstellung bei allen Interessierten finden. 

 

Heinz 0hff (Galerie Strecker, Knesebeckstraße 94, bis 15. Juni 1968, Montag bis Freitag (14-18 Uhr)